22.08.2022

Wertvolle Tipps einer ZENbo Balance Trainerin

Interview mit Louisa Friedrich

Als ZENbo Balance Trainerin sorgt sie in einem großen IT-Unternehmen dafür, dass Mitarbeitende lernen dürfen achtsam mit sich selbst umzugehen um dem Stress eine bessere Stirn bieten zu können und auch präventiv lernen, mit dem alltäglichen Ballast umzugehen. Und Louisa Friedrich weiß, wovon sie spricht. Denn im letzten Jahr machte sie selbst die Erfahrung eines Burnouts und einer Erschöpfungsdepression durch. Was ihr besonders am Herzen liegt und welche Tipps Sie für Unternehmen und Mitarbeitende hat, verrät sie in unserem Interview.

Was konkret ist Ihre Aufgabe als ZENbo Balance Trainerin?
Für alle die es nicht kennen, es ist ein Kurskonzept bei dem fernöstliche Traditionen wie Qi Gong, Yoga, Thai Chi und Meditation mit westlichen Entspannungsverfahren wie progressive Muskelentspannung und autogenes Training zusammen kombiniert werden. Es ist sozusagen ein ganzheitliches Body & Mind Bewegungstraining. Der Fokus liegt dabei immer auf dem gegenwärtigen Moment und das versuche ich meinen Mitmenschen näher zu bringen, wieder ihre Mitte zu finden, sich zu zentrieren. Sich wieder zu spüren.

War das schon immer ihr berufliches Feld oder wie kam es zu diesem Tätigkeitsbereich?
Definitiv nein, ich würde sagen diese Herzensthemen wie ZENbo Balance und Meditation haben mich im Laufe meines Lebens gefunden als ich persönlich durch sehr schwere Zeiten gehen musste. Ich bin einige Male in ein buddhistisches Kloster gereist und habe dort viele Antworten gefunden auf Fragen, die mich schon sehr lange beschäftigt hatten. Diese Inhalte und Ansichten haben mich persönlich so sehr bereichert und mir geholfen, dass ich diese irgendwann auch nebenberuflich erlernt habe und sie nun in meinem Hauptberuf im IT-Unternehmen an meine Mitmenschen weitergeben darf. Das ist eine geniale Kombination und Ehre, denn ich möchte helfen und meine Erfahrungen teilen.
 
Die Achtsamkeit im ZENbo Balance ist einer Ihrer Schwerpunkte. Worum geht es Ihnen dabei genau? 
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und wir haben alle wenig Zeit und viel Stress. Die einen können damit besser umgehen und die anderen eben nicht. Als ich selbst in der akuten Phase meines persönlichen Burnouts steckte wurde mir klar, dass ich nicht mal mehr wusste was ich eigentlich gerne mache. Womit ich gerne meine Freizeit verbringe. Ich hatte einfach vergessen wer ich bin und was ich mag, weil ich nur noch über die Jahre hinweg funktioniert hatte. Das war eine ernüchternde und traurige Erkenntnis für mich. Ich war in mir selbst völlig isoliert, in meinen Gedanken, in meinen Gefühlen, eine richtige Abwärtsspirale, die auch viele negative körperliche Symptome mit sich gebracht haben. Das alles hat mich geschockt und ich war nicht mehr bereit, so auf Autopilot durch mein Leben zu hetzen und mich weiter derart zu verlieren. Ich musste etwas unternehmen und all die Techniken des ZENbo Balance und der Meditation, im Grunde die Kombination all dieser Einflüsse haben dann dafür gesorgt, dass es wieder bergauf ging mit mir. Ich wende diese Techniken täglich an und dadurch hat sich auch mein Mindset komplett gewandelt. Das heißt nicht, dass diese Techniken für jeden passend sein müssen, das ist alles sehr individuell. Ich möchte einfach einen Beitrag dazu leisten Menschen zu helfen, sie unterstützen. Den Menschen da draußen möchte ich sagen, du bist nicht allein. Es gibt Hilfe und es ist wichtig Hilfe zu suchen und anzunehmen, dass ist ein Zug von Stärke, dass für sich zu erkennen und auch umzusetzen. Egal welcher Weg nun der zur Heilung für einen persönlich ist, wenn er gefunden werden will, wird er auch gefunden. 

Und was raten Sie Personen, die merken, dass etwas im Ungleichgewicht ist?
Je früher das bemerkt wird desto besser. Es kommt natürlich stark darauf an, um was für ein Ungleichgewicht es sich handelt. Kommunikation und Gespräche sind ein wichtiger Punkt. Ein Burnout zum Beispiel entsteht nicht von heute auf morgen, sondern schleicht sich so fies auf leisen Sohlen ein, um dann in einem meist vollkommen "normalen" Moment sein wahres Gesicht zu entblößen und dann wundert man sich, was auf mal los ist. Ich bin überzeugt davon, wenn wir präventiv für uns sorgen, dass wir generell auch achtsamer mit uns umgehen, dann könnten wir diesen Krankheitsbildern besser entgehen. Es gibt viele Ansätze den Alltag, die Arbeit, die Familie, Freunde, Ehe zu betrachten und vor allem auch uns selbst in diesem Konstrukt. Daher ist mein Rat zu versuchen präventiv zu handeln bevor Krankheit entsteht, weil meistens kümmern wir uns erst um uns, wenn es schon viel zu spät ist. Die Kunst für jeden einzelnen ist es, herauszufinden was sein persönlicher Weg ist, um sich Gutes zu tun, zu heilen und das auch konsequent für sich umzusetzen. 

Sie sagten, dass Gespräche mindestens genauso wichtig sind. Warum? 
Da kann ich nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen, als ich im akuten Burnout steckte und meiner Erschöpfungsdepression habe ich mich unendlich allein gefühlt. Total isoliert. Ich dachte, ich bin der einzige Mensch auf der Welt dem es so geht. Das ist ein schreckliches Gefühl. Natürlich ist dem nicht so, aber in dem Moment ist das meine Realität gewesen. Sich mit allem allein zu fühlen. Ich habe mir Hilfe gesucht. Mitmenschen gefunden denen es so geht wir mir. Es ist ein schönes Gefühl in dem Chaos zu wissen, da ist jemand der mich versteht. Jemand dem es so geht wie mir. Jemand der einem zu hört. Jemand der einen ernst nimmt. Das ist eine Wohltat sich auszutauschen. Natürlich ersetzen meine Tipps keine psychotherapeutische oder fachärztliche Behandlung, sondern spiegeln meine persönlichen Erfahrungen wieder. Ein Weg zum Arzt ist wichtig und auch dieser kann uns auf den richtigen Weg für uns führen und uns begleiten. 

Und wie können Unternehmen ihren Mitarbeitenden konkret helfen?
Wichtig ist, dass Unternehmen das Problem erkennen und es ernst nehmen. Als erste Maßnahme könnte eine Anlaufstelle geschaffen werden, an die sich Mitarbeitende wenden. Das kann entweder über eine eigene Stelle im Unternehmen organisiert werden oder aber von externen Kräften bzw. von externen Anlaufstellen abgedeckt werden. Da gibt es mittlerweile auch viele Möglichkeiten. Gut ist auch ein Hinweis auf psychologische Ambulanzen. In solchen medizinischen Notfallpraxen kann man sich relativ schnell erste Hilfe holen. Wichtig ist auch einen Ausgleich zu schaffen durch Bewegung im Alltag der Mitarbeitenden, beispielsweise durch ein Angebot mit „Bewegten Pausen“ oder einem Angebot für unterschiedliche Kurse die besucht werden können. Denn Bewegung trägt erwiesenermaßen nachhaltig zum Stressabbau bei. Zudem macht es Sinn, Stress und psychische Belastungen insgesamt mehr zu enttabuisieren. Hier rate ich: Angebote schaffen, Tipps zu Lektüre wie z. B. Selbstmanagement und Achtsamkeit teilen oder einschlägige YouTube-Videos, Instagram und Podcasts empfehlen. Denn so setzen sich die Mitarbeitenden noch eher mit dem Thema auseinander und können mit möglichen Stresssituationen dann schon von sich aus besser umgehen bzw. diese möglicherweise vermeiden. „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten sozusagen. Manchmal sieht man eben den Wald vor lauter Bäumen nicht und braucht einen Wink um zu erkenne was vielleicht mit uns los ist. Wir sind für uns selbst verantwortlich und den Beitrag den wir für unsere Gesundheit leisten wollen. Da müssen wir uns selbst aktivieren und für uns sorgen und bei all dem Ernst, dürfen wir auch unseren Humor und das Lachen nicht vernachlässigen. 

Frau Friedrich, vielen Dank für dieses Interview! 
 

Buchtipps:

Titel: Resilienz trainieren und den Stress im Alltag abbauen 
Autor: Dipl. Päd. Michelle Amecke 

Titel: Wer länger sitzt, ist früher tot
Autor: Frank Thömmes

Titel: Der brennende Hamster: Arbeiten Sie noch oder qualmen Sie schon?
Autor: Axel Berger, Thorsten Thews